Jenseits der Zeit


Die Leinwand, auf welche Christa Abt malt, muss vom Feinsten sein. Selbst das, was man üblicherweise als fein bezeichnen würde, das ist noch lange nicht das, was diese Malerin braucht. Denn was sie pinselt, verträgt keinerlei Widerstand. Das muss fliessen können: Der Schwung ihrer hauchzarten Linien bester Ölfarbe steigt in Sphären, denen wir heutzutage kaum mehr in solcher Perfektion und Tiefe begegnen. Da malt jemand wirklich jenseits der Zeit.

So kraftvoll die Farben dabei auch sind, so unwirklich sind die Inhalte. Der Ausstellungstitel heisst zwar „Heimliche Welten – wunderliche Wirklichkeiten“, denn das, was wir sehen, ist wirklich vorhanden im Bild – aber in seiner Surrealität enthebt es alles, was da ist, in andere Welten, in Traumwelten, in Märchenwelten.

Ein bei Christa Abt immer wiederkehrendes Zentrum kreist dabei um das Thema Ei. In unendlichen Variationen durchpflügt diese Künstlerin unermüdlich und immer wieder dieses Thema. Mag das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit, des Werdens gelten, so passt die weibliche Brust bestens dazu. Umtanzt von allerlei wunderlichen tierischen Gebilden, umrankt von Blumen und Pflanzen, wachsen ganze Landschaften darin oder darum herum. Immer wieder begegnet man bei Christa Abt dem Ei und der Brust. Selten gibt es Ecken in diesen Bildern und Brüche schon gar nicht Wenn, selbst die Möbel, Fenster oder Türen bestechen durch Luft und Leichtigkeit.

Beim Besuch in ihrer Wohnung in Zürich empfangen mich ebenfalls Welten. Bis zur Decke ist alles gefüllt mit kleinen und grossen Dingen, die aus irgendwelchen Gründen gesammelt wurden und Erinnerungswert haben. Die Katze belegt dabei einen gewichtigen Raum. Sie darf alles, sie bekommt alles, sie ist Teil dieser sehr zurückgezogen lebenden Existenz. Im
Schlafzimmer eine Staffellei beim Fenster, mehr Platz hat Christa Abt nicht, „Mehr brauche ich nicht“, betont sie. Zu malen begann sie, die 1940 in Bruchsal, Deutschland geboren und eigentlich Buchhändlerin wurde, anno 1965. Sie war in Zürich gelandet, hatte Nachwuchs bekommen und arbeitete als Autodidaktin unter dem ehelichen Namen Christa  Gysling.

Von Anfang an war sie dem phantastischen Realismus verschrieben. Ihre stupende Technik (Lasurtechnik) erarbeitete sie sich selbst. Sehr bald fand sie Beachtung, man schrieb über Christa Gysling, ihr Name erschien im Schweizer Künstlerlexikon. Wie das Leben allerdings so läuft – als es ums Geldverdienen ging, setzte sie ihre zeichnerische Begabung in den Dienst von Deutschen Städten und Gemeinden als Grafikerin. 10 Jahre lang fabrizierte sie Städteansichten, Federzeichnungen, Radierungen und Buchillustrationen als Christa Abt. Die eigene Malerei kam lange zu kurz, aber sie liess sich nicht ausschalten. Bilder dieser Qualität sind unerhört arbeitsintensiv. Jetzt endlich ist es soweit, dass Christa Abt sich damit wieder an die Öffentlichkeit wagt.

Gabi Rosenberg

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«Heimliche Welten – WunderlicheWirklichkeiten»
Willkommen auf der Homepage von Christa Abt
Eine Auswahl meiner Bilder erhalten Sie als Kunstdruck  in vielen verschiedenen Formaten auf http://www.printart.ch  oder http://christaabt.printart.ch  .
*27.12.1940
†29.4.2016